Nach 2 Jahren Corona – Zwangspause war es ab dem 05. Juni 2022 endlich wieder soweit, dass die Hangflieger unseres Vereins zum Mottarone am Orta See fahren konnten.
Joachim, Bernhard, Thomas, Christian, Holger unser Freund aus Aschaffenburg und ich (Kelly), starteten Pfingstsonntag in aller Frühe mit dem Plan, ggf schon am Nachmittag fliegen zu können. Aufgrund der Verkehrssituation auf der 850 km langen Strecke, Blockabfertigung am Gotthard Tunnel und kurz vorm Ziel unwetterartigen Regenfälle, mit überfluteten und gesperrten Straßen, waren wir froh, dass wir zum Abendessen sicher bei Massimo ankamen.
Massimo betreibt die Casa della Neve mit seiner Familie auf dem Gipfel des Mottarone auf ca. 1.400 m NN.
Gekocht wird traditionelle italienische Küche mit saisonalen Zutaten. In diesem Jahr zauberte uns die Küchencrew Gerichte mit leckeren Steinpilzen aus der Gegend.
Traurige Berühmtheit erlangte die Bergbahn des Mottarone vor zwei Jahren, durch den Absturz der Gondel mit vielen Toten.
Unser Hang liegt ca. zehn Autominuten von der Casa della Neve entfernt, hat einen Parplatz in unmittelbarer Nähe, dass heißt 10 Schritte über die Straße gehen mit der Herausforderung eine Leitplanke zu überwinden, was auch Ungeübte schafften.
Es handelt sich um einen ausgewiesenen Modellstartplatz, der von einem Verein aus Mailand betreut wird. Motor,- Drohnen,- und Helicopterflüge sind verboten.
Ideale Windrichtung zum Starten ist West bis Südwest, die Thermik setzte ab der Mittagszeit ein und dann beendet nur noch das Signal einer Dampflok den Flug.
Dieses traditionelle Signal unseres Lokomotivführers Holger, weist den Piloten akustisch darauf hin eine Pause einzulegen, um ein stärkendes Hopfengetränk gegen akute Dehydration zu trinken.
Das fliegen dort oben ist entspannt und auch für Anfänger sehr gut geeignet. Das Landefeld ist auch für große Segler ausreichend, aber „bisschen“ buckliger als Wengerohr.
Wir hatten in der Woche meist gute bis sehr gute Bedingungen, jedoch auch einen Tag Ostwind, der uns zu einem abenteuerlichen Ausflug an einem gegenüberliegenden Bergrücken veranlasste. Luftlinie maximal 5 Kilometer, Fahrstrecke 30 Kilometer mit extremen Steigungen auf ausgewaschenen Waldwegen, dann noch ein Aufstieg von ca. 30 Gehminuten mit Gepäck. Oben mussten wir feststellten, dass es durch den vorgelagerten Mottarone extreme Turbulenzen mit ausgeprägten Leewellen hatte und das Fliegen absolut keinen Spaß machte. Es war eine Erfahrung und wir fuhren nach einer Stunde wieder zurück....Holger war schlauer, hatte in der Zwischenzeit ein Nickerchen im Hotel gemacht und wir beendeten den Flugtag auf der Terasse.
Obwohl „unser“ Hang sehr exponiert liegt, hat's wenig Betrieb. Meist waren wir unter uns, in diesem Jahr war Michael Stumpf (plott&fly) mit Familie und Freunden auf dem Campingplatz in Stresa und die Kollegen kamen meist am späten Nachmittag zu uns hoch.
Daran sieht man, dass sich diese Location sehr gut mit einem Familienurlaub in Einklang bringen lässt.
Thomas väterliches Idol von unserem letzten Trip in 2020, Jiri Hladky aus der Schweiz, durch seine tollen Videos auf Youtube einem breiten Publikum bekannt, war auch wieder da und kam sogar mit Thomas „ins Geschäft“. Nein Jiri hat ihn nicht adoptiert. (nähere Infos dazu direkt bei Tommy).
Unser meist geflogener Typ in diesem Jahr war die Alpina 4000, hier sieht man die optimale Auslegung dieses Seglers und das ausgeprägte Leistungsspektrum für einen solchen Einsatz.
Abhängig von der Tageszeit und Windstärke, hatten wir jedoch auch vom HLG bis zu Tommys Bolzmaschine alles im Einsatz.
Gestartet sind wir mit der Flitsche, bzw. die „etwas“ ängstlichen Kollegen elektrisch.
Aufgrund der hervorragenden Wetterbedingungen, brauchten die meisten von uns in der Woche nur eine Akkuladung, mit Ausnahme von Thomas der seinen Swift S1 an 12 S mit gefühlten 100m/sec in den Orbit katapultierte, um auf der anderen Seite mit 300 kmh an der Kante vorbei zu rauschen.
Zum Schluß haben wir ALLE Segler wieder mit nach Hause gebracht......
Zu berichten ist jedoch von einem missglückten Startunfall, bei welchem danach ein Strega Rumpf zweigeteilt in der Wiese lag. Der Flugunfallbericht ist noch nicht veröffentlicht, da das Ergebnis der Videoanalyse noch aussteht und Uneinigkeit bei den Beteiligten herscht.
Am Samstag merkten wir wieder einmal, wie schnell eine solche Woche vorbei geht und wie kompliziert Italienische Tankstellen funktionieren (nähere Infos dazu direkt bei Bernhard). Mit dem guten Gefühl uns „satt“ geflogen zu haben, fuhren wir gemütlich über den Gotthard Pass, mit dem Autozug durch den Lötschbergtunnel ins schöne Berner Oberland (Heidi Land) und weiter nach Hause, wo wir pünktlich zum Abendessen ankamen.
Eine tolle Tour liegt hinter uns, wir freuen uns auf die Nächste und jeder der möchte ist dazu herzlich eingeladen.
Euer Kelly